Ohne Worte:
Der ehemalige General Petraeus gibt ein Interview und rückt einiges zurecht zur Lage in Afghanistan:
Schauen Sie, ich habe immer gesagt, man kann die Herzen und Köpfe der Menschen nicht gewinnen, wenn man Menschen weh tut
Heute wird gerade darüber diskutiert, eventuell doch den Kanzlerkandidaten auszuwechseln. Leute, lass doch die Parteien so wie sie sind. Der Kandidat ist jeweils der, der von den Parteimitgliedern bestimmt ist. Kanzler oder Kanzlerin wählen immer noch wir. Beziehungsweise wir wählen die Partei, die Kanzler oder Kanzlerin bereitstellt. Frau Friederike aus dem Landlebenblog macht sich gute Gedanken über das Wählen, nachdem sie sich verlaufen hat. Sie klärt auf darüber, wer rummaulen darf und wer nicht.
Herr Rau hat nach unserer Schullektüre gefragt. Das alles ist mir eingefallen, ist unheimlich viel, ich weiß. Baden-Württemberg war traditionell immer sehr klassiklastig, was in vielen Teilen eine Überforderung der kleinen strubbeligen Köpfe war.
Wir haben bis auf Faust II alles im Unterricht gelesen, laut und mit verteilten Rollen. Ich habe die Maria Stuart übernommen, das Gretchen und einen der Bauern auf der Rütliwiese.
Drama lag mir.
Witzig war, dass ich in den Kisten zum Wegwerfen in der elterlichen Garage die Reklamhefte meines Großvaters gefunden habe. Mit seinen Anmerkungen. Schiller. Goethe. All das, was wir auch gelesen hatten. Von 1890.
Hier jedenfalls in lockerer Reihenfolge die Literatur vom 9. bis zum 18. Lebensjahr (Kurzschuljahre in der Grundschule).
Vorsicht, es wird ganz lang.
Siegfried Lenz Feuerschiff ( seither weiß ich, dass Feuerschiffe sowas wie Leuchttürme am Anker sind)
Das kalte Herz Wilhelm Hauff ( meine erste Liebe: der Kohlenmunk Peter)
Wilhelm Tell von Friedrich Schiller (den mochte ich sehr: Pfeil, Armbrust, Apfel, Freiheitswille usw. nur fand ich, dass die Freiheitskämpfer zu viel reden für Hirten)
Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang von Goethe( viele interfamiliäre Morde, mit der griechischen Götterei kam ich ziemlich durcheinander)
Antigone von Sophokles ( siehe eben)
Faust 1+2 Johann Wolfgang von Goethe (in der Oberstufe ein großer Spaß, „Uns ist ganz kannibalisch wohl, Als wie fünfhundert Säuen!“) Faust 2 wurde zuhause gelesen, auch besser so.
Odyssee von Homer („ …entfleuchte dem Gehege seiner Zähne..“)
Nibelungenlied auf Mittelhochdeutsch (spannende Geschichte, sperrige Sprache, aber Schwert, Mütze, Ehebett, Zwerg, Drache, Blut, alles da)
Nathan der Weise von Lessing ( auf dass sich die Religionen vertragen mögen)
Michael Kohlhaas Heinrich von Kleist (der gefiel mir, doch das Modell ist nicht zu empfehlen)
Mario und der Zauberer Thomas Mann (keine Ahnung)
Tonio Kröger Thomas Mann (ich war so verliebt)
Das Leben des Galilei Bertolt Brecht (da hieß ein Junge Andrea)
Der gute Mensch von Sezuan Bertolt Brecht (komplizierte Geschichte vom Gutsein, das nicht klappt)
Der zerbrochene Krug Heinrich von Kleist (kam mir immer ein bißchen vor wie der Blaue Bock)
Der Richter und sein Henker Friedrich Dürrenmatt ( keine Ahnung mehr)
Hauptmann von Köpenick Carl Zuckmayer (lustig, „ Hammse gedient?“ Hat mir gezeigt, dass Kleidung schon was ausmacht)
Kleider machen Leute Gottfried von Keller (siehe oben)
Der Biberpelz von Gerhart Hauptmann (irgendwelche berlinernde Kriminelle stehlen sich Zeugs)
Unterm Birnbaum Theodor Fontane (spannender Krimi)
Biedermann und die Brandstifter Max Frisch (merkwürdiges Stück)
Wallenstein Friedrich Schiller( Drama, liebte ich)
Maria Stuart Friedrich Schiller ( siehe oben)
Die Räuber Friedrich Schiller ( siehe oben)
Götz von Berlichingen Friedrich Schiller
Der Schimmelreiter Theodor Storm (sehr dramatische Erzählung, sie legte die Basis für meine Liebe zum Meer und allen Deichen drumrum)
Oscar Wilde Das Bildnis des Dorian Gray (toll geschrieben und sehr hilfreich um alle Dorian Grays meines Lebens frühzeitig zu erkennen)
Oscar Wilde Das Gespenst von Canterville (super, mit vielen Anregungen gegen die Gespenster dieser Welt)
Diese beiden habe ich auf Deutsch in Erinnerung, kann aber auch auf Englisch gelesen worden sein.
Aldous Huxley Brave new world ( beeindruckend)
Orwell 1984 ( beeindruckend)
Der Loneliness of a long distance runner von Allan Sillitoe ( Laufen hilft gegen kompliziertes Leben)
L’avare von Molière (ojeeeh, eine Qual, altfranzösisch)
Les mains sales von Sartre (keine Ahnung mehr)
Wir haben sicher noch mehr gelesen in den Fremdsprachen, aber ich erinnere mich nicht mehr.
Ich habe mich immer auf neue Lektüren gefreut und großen Spass daran. Aber dass es so viele war, erstaunt mich doch.
Nachtrag: Woyzeck von Georg Büchner (befremdlich)
Zauberberg Thomas Mann. (Den sollten wir zuhause lesen, was ich nicht getan hatte. Und dann kam er im mündlichen Abi dran, im Vergleich zu einem Textausschnitt aus Deutschstunde von Siegfried Lenz, das ich aber privat gelesen hatte. Da war ich sehr froh, dass es Kindlers Literaturlexikon in der Schulbibliothek gab. Und ich zumindest auf Lexikonniveau bluffen konnte)
Die Buddenbrooks sollen wir auch zuhause lesen, was nur ansatzweise geschah. Ich nahm es zum Einschlafen: eine Seite und weg. So bin ich nie zum Ende der Familie gelangt.
Was ganz anderes…….
Tatsächlich ein Musikvideo mit Masken.