Den 75. kann man nicht ungefeiert vorüber ziehen lassen.
Der erste Tag im Kleid mit barfuß in den Schuhen war ein Fest. Für mich ist es jetzt Sommer. Im Garten blühen die ersten Rosen und die Kirschen werden langsam dicker.
Die Bundesländer sind übereifrig mit ihren Lockerungen, lauter fleißige Streberchen. Wenn ich in der Schule sehe, wie schwer es den Schülern fällt, nicht zu kuscheln, bin ich wirklich gespannt, wie lange das noch gut geht.
Ja, ich kenne Coronaopfer. Eine ist ganz munter, Mann und Sohn nicht so sehr. Ein anderer lag ne Woche auf Intensiv, hat stark abgenommen und bekommt schlecht Luft. Der nächste, ein sportlicher junge Mann, lag ebenfalls lange auf der Intensivstation. Und kann jetzt keine Treppe mehr hoch gehen.
Sie haben sich alle im Beruf angesteckt.
Ich bleibe also vorsichtig, will nicht nach Holland im Sommer, nicht mal an die Nordsee, zu keinem Konzert und auch nicht Shoppen.
Wir auf dem Land sind ja privilegiert. Gärten, Wald, am Bach entlang, so viele Plätze, die schön sind und das Abstand halten einfach machen. Beim Gärtner kaufen die Leute wie verrückt Pflanzen: Tomaten , Paprika, Bohnen, Geranien.
Es gibt oft Gemüsepfanne im Sommer.
Das Fitnesstudio hat wieder auf, die Freibäder auch. Wie das mit der Anzahl der Besucher geregelt wird, weiß man nicht. Man muss umgezogen kommen, die Umkleiden sind zu. Die Geräte habe ich vorher schon immer selbst desinfiziert. Ich glaube, da muss ich trotzdem nicht die erste sein.
Die Maske trage ich sehr gerne im Moment. Meine Oberlippe sieht nach Botox aus, es ist aber nur Herpes. Stress im Schulischen und Sorge um einen Menschen setzen mir sehr zu, obwohl ich viel Unterstützung habe. Ich kann es nicht ablegen.
Bei der Suche nach einem Geburtstagslied zum 75. habe ich ein so schönes Liebeslied von Peter Horton gefunden. Die neuere Version singt er viel gefühlvoller als die von 1975. Beim Wiener Unterton schmelze ich dahin. Und ja, ich war immer in den Gitarristen verliebt. Lagerfeuer, Ferienlager, and all that Jazz.
Das Lied zu den ersten Rosenblüten
Und das wünsche ich mir seit Jahren für meine Beerdigung, also irgendwann, nicht jetzt.
Toccata For A Wild Old Lady