Corona 372

Sich selbst bei Laune halten, das ist die Kunst der Zeit.

Das RKI hat eine Seite, die einem helfen soll, den Schnelltest zu verstehen. Es geht um Statistik, die muss man mögen.

Das Frauenthema lässt mich ja nie los. Ich stehe ja schon mein ganzes Leben vor Menschen und rede, weiß wie es wirkt, weiß, wie ich mich durchsetze. Die Körpersprache ist eine Sache, die Stimme ist eine andere. Und es ist eine Machtfrage, ich bin die Lehrerin, die anderen sind Schüler und Schülerinnen.
Ich weiß, dass ich Raum einnehmen muss und in ernsten Situationen breitbeinig stehen. Und meine Mimik muss komplett meinem Willen entsprechen. Trotzdem ist schwierig, in einer Lehrerkonferenz aufzustehen und etwas zu sagen. Gehört wird man schon, doch dann fängt die Männerdomäne an. Die Laut- und Vielsprecher fühlen sich aufgerufen und legen los. Inhaltlich mag es von geringer Bedeutung sein, die Gewalt kommt von der Stimmlage und dem Gehabe. Dazu ein Artikel:
Frauen werden dafür bestraft, wenn sie sprechen
Was ich immer mehr sehe, ist die Hilfe, die von anderen Männern kommt, die nicht so sind, die also Frauen unterstützen. Herr Steinmeier hat recht, helft den Frauen gleichberechtigt wahrgenommen zu werden. Liebe nette Männer, Euch gehen die Machos doch auch auf den Senkel, gebt es zu.

So, jetzt noch ein Loblied auf mein Lieblingsessen: Die Butterbrezel. Wie sie sein muss, und warum sie glücklich macht, lesen Sie hier.
Und hören geht auch.

10 Gedanken zu “Corona 372

  1. Zu den sprechenden Frauen: als Berufsanfängerin wurde ich gemaßregelt, weil ich genauso selbstbewusst auftrat wie die männlichen Kollegen. Was man denen durchgehen ließ, nannte man bei mir „unverschämt“, „unkooperativ“ oder „zu laut“.

    • Das kenne ich: man wird nicht inhaltlich kritisiert sondern man versucht einen über die Form klein zu halten. Mittlerweile denke ich, wenn jemand sagt, ich sei zu laut, jetzt bin ich genau richtig 😉.
      Treffer, versenkt.

  2. Andererseits mache ich mir Gedanken um superkompetente junge Frauen, die blöderweise von Natur aus klein und piepsig sind. Ich wünsche mir eine Welt, in der auch die kleinen, piepsigen nicht untergehen. Aber so ist die Welt nicht – was sage ich dann einer solchen Azubi im Abschlussgespräch? Ich fühle mich nicht wohl dabei ihr zu raten sich anzupassen.

    • Da sagst Du was. Die kleinen piepsigen haben große Probleme. Ich kenne jemanden, hochkompetent, habilitiert, und bekommt keine Professur wegen klein und piepsig.
      Muss man dann extra knallhart werden, um anzukommen? Welche Methoden gibt es für unauffällige Menschen, wahrgenommen zu werden in großen Runden? Was soll man raten? Sie können ja nicht groß und laut werden.

      • Bei manchen piepsigen Frauen mag es auch daran liegen, dass deren Stimme nicht „sitzt“, das heißt, sie sprechen nicht in ihrer idealen Sprechstimmlage (Indifferenzlage), sondern die Stimme ist nach oben verrutscht. Weil sie zum Beispiel nicht entspannt sind. Oder es sich irgendwann angewöhnt haben, höher zu sprechen. Manche klingen flach und abgequetscht, andere sprechen verhaucht, deren Stimmen tragen dann auch nicht sehr weit. Da kann Sprech- und / oder Gesangsunterricht oder eben auch Logopädie helfen.

        Ich hatte mal eine Freundin, deren natürliche Sprechstimme lag im Alt, sie hatte eine schöne Sprechstimme (und freute sich riesig, als mein Vater ihr das mal nebenbei sagte). Mit Mitte 20 verloren wir uns aus den Augen, ich sah sie erst Jahre später bei einem Klassentreffen wieder und dachte, ich höre nicht recht – sie klang piepsig wie eine Maus.

        Dass eine voluminöse Stimme nicht laut zu werden braucht, um beim Sprechen zu tragen, kann man bei Tenören – beobachten ist hier das falsche Wort, ungewollt belauschen, trifft es wohl eher. Wenn die irgendwo mit Leuten zusammen sitzen oder stehen und sich ganz normal unterhalten, hört man sie einfach.

      • Dann wäre Stimmbildung eine gute Empfehlung. Ich träume ja immer von der Stimme von Mechthild Großmann, der Schauspielerin in der Rolle der Staatsanwältin aus dem Münsteraner Tatort.
        Sie war ja ein Teil des Ensembles von Puna Bausch in Wuppertal. Ich ärgere mich heute immer noch, dass ich einen Besuch im Tanztheater dort immer weiter rausgeschoben habe. Bis Pina Bausch nicht merh lebte.

  3. Dasselbe, fällt mir gerade ein, möchte ich übrigens auch für kleine piepsige Männer.

    • Genau. Ich glaube, Heiko Maas gehört dazu. Es spricht leise und konzentriert. Und vor allem ist er ausgesprochen elegant angezogen, womit die Feingliedrigkeit plötzlich von Vorteil ist.
      Das gefällt mir auch so an Coco Chanel. Plötzlich wirkt das Feine raumeinnehmend. Schmuck tut ein Übriges. Ein bisschen Glitzer, ein bisschen Farbe, und man wird wahrgenommen.

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