Heute habe ich lange mit einer Freundin telefoniert. Ach, früher saßen wir im Eiscafé.
Im Sommer werden wir das wieder tun, da sind wir uns sicher.
Heute war wieder Präsenzunterricht. Und es gab die ersten Lösungsmails der Aufgaben von gestern Abend für die Woche.
Kann man an Emails ersticken? Es fühlt sich zumindest so an.
Wenn ich das höre, dass Stoff aufholt werden muss, es sei ja 7 Wochen nichts geschehen, könnte ich mich gepflegt erbrechen. WAS MACH ICH EIGENTLICH DEN GANZEN TAG? Zefix…..
Ich bin in allen Klasse viel weiter als ich sonst bin um diese Jahreszeit. Keine Klasse fährt irgendwo hin, geht ins Kino oder hat eine Autorenlesung. Man muss nichts streichen aus dem Lehrplan, ich muss eher was erfinden, wenn das so weiter geht.
Die Schüler können zuhause tatsächlich konzentrierter arbeiten.
Was nicht heißt, dass das ein erstrebenswerter Zustand ist. Aber dass nun endlich Wissen und Bildung kommen, ist schlichtweg gelogen.
Der Wind wird warm und erzählt von anderswo.
Das Reisen fehlt mir so sehr.
Hörst Du den Südwind, er flüstert Dir zu….
(Mein Ohrwürmchen der letzten Tage)
Ich kann dieses dümmliche Gerede vom verlorenen Jahr, gar der verlorenen Kindheit, durch die Schulsituation auch nicht mehr hören. Es gab keine Zeit, in der nichts gemacht wurde und ein Kind, das motiviert ist zu wissen, wird immer lernen. Im Privaten, mit mehrern Kindern in städtischen kleinen Wohnungen bei geschlossenen Spielplätzen, sieht es anders aus.
Als Generation, die zwei Kurzschuljahre hinter sich hat, während derer ca. vier Monate (ohne Ferienzeiten) ersatzlos gestrichen wurden, kann ich nur sagen, dass ich mich nicht als doofer empfinde als andere.
Und die Erfahrung, dass das Leben nicht immer gerade läuft und es Schwierigkeiten zu überwinden gilt, wird vielen Kindern noch Garant sein, mit Problemen und Umwälzungen in der Zukunft, die immer mal kommen, flexibel, erfindungsreich, hoffnungsvoll und klug (was ich gerade vermisse) umzugehen. Auch das ist lernen.
Waren wir es ab. In einem Jahr wird es rückwirkend die schönste Zeit gewesen sein, weil die Familien so eng aufeinander waren.
Die Presse jagt jeden Tag was Neues raus. Ich war froh, dass sie mal die Lehrer nicht Visir hatten. Das ist nun aber wieder vorbei. Ich denke, dass Jouranlisten ganz viel schlechte Schulerfahrungen hatten. Und die arbeiten sie jetzt ab.
Ich denke, dass Jouranlisten ganz viel schlechte Schulerfahrungen hatten. Und die arbeiten sie jetzt ab.
Ich kenne einige und kann Ihnen versichern, die waren gut in der Schule. Und von dem ein oder anderen weiß ich sogar, dass denen dieses ganze Gerede vom verlorenen Jahr und der verlorenen Kindheit auch auf den Keks geht. Mein Eindruck ist eher, hinter dieser öffentlichen Aufregung steckt einerseits die Panik der Helicopter-Eltern aus der Mittelschicht, die eigenen Kids könnten den Anschluss verlieren (denn dann droht anscheinend sofort und zwangsläufig der soziale Abstieg und überhaupt der Weltuntergang), und zum anderen die Besorgnis von Fachleuten, noch mehr „Bildungsverlierer“ zu produzieren.
Für die Kinder, die in der Schule besser aufgehoben sind als daheim, ist das eine sehr harte und schlimme Zeit. Für die, die in Enge und Armut aufwachsen und nun auch kein Schulessen bekommen, ist es ebenfalls schwer. Bei ihnen ist auch das Risiko groß, dass sie Lernstoff verpassen, weil sie nicht die technischen Möglichkeiten sowie Platz und Ruhe haben, um zu lernen, und es auch wahrscheinlicher ist, dass ihnen niemand von den Erwachsenen etwas nochmals erläutern kann oder mit ihnen übt.
Für viele Kinder bedeutet diese Zeit aber auch eine große Freiheit, weil sie nicht von morgens bis abends fremdbestimmt verplant sind, sondern freie Zeit haben, um zu spielen und sich selbst zu beschäftigen. Die, die Geschwister haben oder in einem Haus wohnen, in dem auch andere Kinder wohnen, sind in der Hinsicht aber besser dran als Einzelkinder.
Man muss es wirklich von allen Seiten aus betrachten. Wir werden sehen, wer recht hatte. Der Großversuch läuft.
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Mein Kind bestätigt, dass es sich zu Hause konzentrierter lernen lässt. Sie ist auch der Meinung, sich Inhalte selbst zu erarbeiten bringe ihr mehr, als stumpf unter ZeitdruckTafelbilder abzuschreiben. Ich denke also nicht, dass es für alle Kinder ein verlorenes Schuljahr sein wird. Das setzt natürlich auch ein gewisses Maß an Selbstständigkeit und Lernwillen beim Kind voraus, und da gehen die Voraussetzungen wahrscheinlich weit auseinander. Und für Kinder, die in der Schule besser aufgehoben sind als bei den eigenen Eltern (schlimm, dass es sowas gibt) ist dieses Jahr kein Gutes.
Sie scheinen sehr engagiert, ihre Schüler auch unter den schwierigen Bedingungen bestmöglich zu unterrichten. Das ist leider nicht selbstverständlich. Viele Lehrer geben sich große Mühe, aber es gibt auch Fächer, in denen kaum Aufgaben kommen, geschweige denn neuer Stoff vermittelt wird. Auch Technikverweigerer sind unter den Lehrern nicht so selten. Nein, es ist nicht einfach gerade für alle Beteiligten und ich wünsche uns endlich wieder … Normalität. Klingt momentan irgendwie nach Luxus (noch).
Das ist doch Lehreraufgabe, zumindest sehe ich es so, die Schüler bestmöglichst über die Runden zu bringen und Mut zu machen. Mir gelingt längst nicht alles, Überforderung, Unterforderung, ein Seiltanz. Aber wenn nichts kommt von Lehrerseite, muss man schon mal bei der Leitung nachfragen, wo denn die Aufgaben bleiben? Das Gehalt kommt nämlich regelmäßig.
Schüler erzählen mir schon von langeweiligen Aufgaben. Ich habe sie mir zeigen lassen und hatte sofort das Gefühl, das nicht beantworten zu wollen. Ich kann das gut nachfühlen.
Lernen funktioniert auch hier zu Hause wunderbar. Aber leider nur der Stoff vom Lehrplan. Alles soziale, in der Gruppe, fehlt. Ich bin für dringende Schulöffnungen, aber erstmal nur jeden Tag 45 Minuten Hofpause, sonst nichts. Und die Klassenlehrerin soll auch dabei sein. Zum Zuhören und da sein.
Den Jugendlichen geht es wie uns, uns fehlen die anderen Menschen. Auch dafür ist Schule gut, mal keine Verwandten mehr zu sehen ;).
Heute oder gestern hörte ich einen interessanten Bericht im Deutschlandfunk Kultur über das digitale Klassenzimmer im „Verstehbahnhof“ in Fürstenberg/Havel. Es ist ein komplett ausgestattetes Video- und Tonstudio. Einer der Lehrer „trifft“ sich dort auch regelmäßig mit allen seinen Schülern und Schülerinnen online für eine Klassenstunde, in der sie alle nur miteinander reden. Leider ist der Bericht nicht online zu finden. Nur diese Infos: Das digitale Klassenzimmer im Verstehbahnhof
Die Ausrüstung ist wirklich gut. Wir haben das auch, nur eben zur Zeit keinen Zugang dazu. Wenn die Schule wieder offen ist, werde ich in die Welt hinaus senden 😉
Es ist kompliziert. Ein Kind hier kann gut zu Hause lernen bzw. auch über Discord mit den Freunden. Dieses Kind ist auch motiviert, etwas zu tun. Das andere macht zu Hause schlichtweg nichts und akzeptiert auch keine Hilfen und Erklärungen von Elternseite. In der Schule, wo es jetzt glücklicherweise wieder hin darf, ist es angeblich motiviert und fleißig.
Und das ist etwas, was in den Kindern steckt, nicht in den Eltern. Ich denke, dass die Kinder sehr viel über sich selbst lernen und ihre Motivation..
Meine Viertklässlerin hat recht früh erkannt, dass die Klassenlehrerin die Homeschooling-Zeit geschickt genutzt hat, um jede Menge Stoff durchzuziehen: „Freitag haben wir eigentlich gar kein Deutsch, und trotzdem Aufgaben für jeden Tag, in Sachkunde hätte sie mit uns nie so viel gemacht!“ Die Kinder waren gut beschäftigt, aber ohne Eltern mit Überblick über die ganze Zettelwirtschaft und Korrektur-Mithilfe hätten sie keine Chance, manche Kinder sind da sehr auf sich gestellt. Inzwischen nehmen auch Gruppenarbeiten über Videochat zu, da haben alle inzwischen gelernt und Routine.
Bei der Jüngeren war das Pensum geringer, dafür gab es viel soziale Aktivitäten per Video, teils auch für Geschwisterkinder – insgesamt hatten wir Glück mit den Lehrkräften.
Sie als Lehrerin hätte ich auch gerne gehabt.
Ach, der Südwind … schöner Text.
Das klingt doch sehr gut. Den Überblick zu behalten ist sicher schwierig. Hier fahren die Grundschullehrer die Aufgaben aus, von Dorf zu Dorf, weil so alle Kinder erreicht werden können.