Weltfrauentag ist heute.
Mir ist gratuliert worden, ein Mal, aus der Ukraine.
Dabei wäre es so nötig über das Thema zu sprechen.
Frau Herzbruch sagt bei Twitter, sie sei nicht gefragt worden, ob sie eine Frau werden will. Und im Übrigen wolle sie lieber ein Mann sein.
Ich glaube, ich auch.
Als ich noch ein kleines Mädchen war, waren wir Kinder alle gleich. Die Jungs kletterten schneller auf die Bäume, aber wir konnten andere Dinge besser. Es war einfach egal, was man war, man war halt. Als ich anfing, Bücher zu lesen, überlegte ich mir, was ich mal werden wollte, wenn ich groß bin.
Da ich am Wasser sein wollte, blieben nur Kapitän und Leuchtturmwärter. Vielleicht erst das eine und im Alter das andere. Als ich es dann erzählte, als ich gefragt wurde, stieß ich auf Häme: „Aber das alles kannst Du nicht, Du bist doch ein Mädchen. Mädchen dürfen nicht auf Schiffe, das bringt Unglück.“
Was? Das Mädchensein war minderwertig?
Ich was schockiert!
Ich kam aus einem Haushalt, in dem die Mutter alles Technische machte. Sie baute die Waschmaschine auseinander und bestellte die Ersatzteile. Sie konnte so vieles reparieren. Und sie erklärte mir an ihrer Nähmaschine, was ein Elektromotor ist, und wie man die Kohlenstifte austauscht.
Ich war immer eine gute Schülerin und habe mich sehr für Naturwissenschaften interessiert. Im Studium kam es noch ab und an vor, dass abwertende Männerkommentare bekam. Oder Erstaunen: so ein schweres Fach für eine Frau.
Ansonsten hatte ich den Eindruck, an der Uni gleichwertig behandelt zu werden. Im Beruf war das nicht immer so, vor allem wenn es um Beförderungen ging. Da zogen die Männer vorbei. Diese Seilschaften gab es dann, über gemeinsames Fußballspielen und so weiter. Unter Frauen gab es das kaum. Es wächst aber. Im Staatsdienst ist man sensibler geworden. Es gibt übrigens in NRW mehr Richterinnen als Richter.
Es liegt an den Strukturen, die die Ungleichbehandlung unterstützen. Machtgefälle befördert Ungleichbehandlung bis hin zur tolerierten Belästigung.
Schweizer Journalistinnen gehen diese Strukturen an. Dass es so schlimm ist, hat mich überrascht.
Auch in eine anderen Zeitung gibt es
interne Ermittlungen: bei der Bildzeitung. Das ist aber die nächste Stufe der Rakete.
Herr Steinmeier ist ja ein ganz einfühlsamer Mann. Das war im letzten Jahr.
Und in diesem Jahr ruft er zum Weltfrauentag die Männer auf.
„Wir Männer müssen Zivilcourage und Mut zeigen, wann immer Frauen gering geschätzt und für gleiche Arbeit nicht gleich entlohnt werden. Wann immer sie übergangen, missachtet oder angegriffen werden“.
Immer wieder, wenn Männer mir beigestanden haben, waren es solche. Möge es doch mehr Männer geben mit diesem Mut.
Ja, ich wäre gerne ein Mann, zumindest probeweise.
Nein, heute kein Corona. Das Thema ist wichtiger.
Ich bin wie Sie aufgewachsen: unter Kindern, die nicht in Mädchen und Jungs aufgeteilt wurden und ganz ohne rosa-hellblau-Klischees. Und unter Frauen, die sich selbst helfen konnten.
Wenn wir wirklich Gleichberechtigung wollen, dürfen wir Mädchen nicht mehr erzählen, was sie alles nicht können; wir müssen Jungs beibringen, dass Mädchen auch alles können und dürfen. Da sind noch zu viele alte Rollenbilder, die zu meinem Missfallen heute wieder aktueller sind als in meiner DDR-Kindheit.
Ja, es geht wieder zuruck, was schade ist. Die jungen Frauen argumentieren schon damit, dass sie einen Beruf benötigen, in dem sie Teilzeit arbeiten können wenn Kinder da sind. Lebt doch erstmal, denke ich dann immer.
Die Mädchen trauen sich so wenig zu in Naturwissenschaften. Das bedauere ich sehr.
In meinem Architekturstudium waren es ungefähr die Hälfte Frauen. Es war ein sehr paradiesisches Arbeiten, wir mussten (oder durften) viel in Gruppen arbeiten, es war, denke ich, recht egal, ob man Mann oder Frau war.
Später sah es dann ganz anders aus. Ich versuche den jungen Studentinnen oder Praktikantinnen auch immer zu vermitteln, interessiert Euch früh für Frauenrechte, denn egal wie es momentan aussieht, irgendwann wird es für Euch ein Thema werden. Keine Ahnung, ob sie damit erreicht werden.
Diese Erfahrung mache ich auch. Junge Frauen sind manchmal so blauäugig. Man muss sich immer noch dafür einsetzen, dass man die Rechte, die es gibt, auch bekommt. Wenn man die Männer mit einbezieht, die es auch so sehen, funktioniert es. Oft haben sie Töchter.
Wenn man nicht aufpasst, gewinnt die Machokultur ganz schnell wieder an Boden.
Als junges Mädchen habe ich vieles von Simone de Beauvoir gelesen. Sobald man den Blick dafür hat, geht es nicht mehr weg. »Man ist nicht als Frau geboren, man wird es.«
stimmt, Simone de Beauvoir hat mich auch sehr geprägt. Ich weiß noch wie heute, wie ich es im Sommerurlaub, im Zelt liegend, gelesen habe.
Ich auch 😊.