Corona siebenundsechzig

Heute ist wieder so Tag der Verschwörung.

  • Manche sagen ja, Corona gibt es nicht.
  • Ja, genau, und alle Länder sind sich einig im Vergraben leerer Särge.
  • Stimmt das, dass Corona noch zwei Jahre geht? Da kann man ja keine großen Hochzeiten mehr feiern.
  • Nicht, wenn es einen Impfstoff gibt.
  • Ich lass mich ja sowieso nicht impfen.
  • Warum nicht?
  • Ich will nicht im Rollstuhl sitzen, Impfschäden halt.
  • Na gut, dann röchelt man halt auf der Intensivstation.

Bin ich gnadenlos? Ich meine, ja.

Haben Sie Lust, Aale bei Laune zu halten?
Hier kann man mit Facetime Aale in Japan belustigen. Ihnen wird nämlich langweilig.

Ob es Reisen gibt im Sommer, ist Thema unter Kollegen und im Freundeskreis.
Da ich Gandenloswoche habe, frage ich bei jedem Ziel:
Und da willst Du im Krankenhaus liegen?
In Griechenland sei ja wenig Corona. Da könne man schon Urlaub machen.
Und wer holt Dich zurück? Der ADAC?

Ach, ich weiß doch auch nicht. Aber muss es denn diesen Sommer sein?
In Spanien, erzählt man mir, hat die Polizei noch letzte Woche Leute verprügelt, die die Ausgangssperre nicht beachtet haben.
Es gäbe auch kein Buffet mehr im Wunschhotel, sagt die Bekannte. Sie mag jetzt nicht mehr da hin. Sie will aussuchen und nicht bestellen. Das sei doch kein Urlaub.
Süße, da wird noch viel mehr anders sein als im letzten Jahr.

Trotzdem, die Sehnsucht nach dem Meer bleibt.

31 Gedanken zu “Corona siebenundsechzig

  1. In Spanien gibt’s kein Buffet mehr, in Paris sind viele Läden noch geschlossen, und auf Samos sind Flüchtlinge… Verdammt wo kann man denn überhaupt noch schön Urlaub machen?!
    Mich stimmt dieses ignorante Urlaubsbeduerfnis mancher Menschen gerade etwas bitter. Aber ich lebe ja auch schon am Meer, ich darf vermutlich nichts sagen. Ich gehe aber auch hier ins Krankenhaus, wenn es soweit ist.

    • Es ist vermutlich ein Traum aus den letzten Jahren, und eine Realitätsverweigerung.
      Natürlich sind viele Länder auf Tourismus angewiesen. Sie müssen sich aber auch selbst schützen dort. Das mit dem Krankenhaus hat einen realen Hintergrund. Jemand möchte in einen Balkanstaat reisen, da sei ja nichts. Zufällig kenne ich das überregionale Krankenhaus dort, weil ich da mal lag, und nie wieder hin möchte, weder gesund noch krank.
      Wenn man jetzt reist, wenn es denn sein muss, wird man in eine Welt geraten, die ganz anders ist als bisher.
      Das Meer, Du Glückliche!

  2. Ein Jahr ohne Urlaub irgendwo weit weg ist ein verlorenes Jahr, könnte man meinen. Ich bin mit siebenundzwanzig Jahren zum ersten Mal in Frankreich im Urlaub gewesen. Meine Familie fuhr nie, ich hatte vorher kein Geld dafür. Die Generation vorher, meine Großeltern, hatten ganz andere Erfahrungen mit Arbeit und Freizeit. Ich kann dieses Lamentieren über scheinbar entgangene Urlaubsfreuden nicht verstehen. Lernprozesse stehen auch hier an…

    • So ist das bei mir auch. Erst als ich selbst Geld verdient habe, konnte ich mir die Welt anschauen. Ich brauche Landschaft, Berge, Meer, Museen vielleicht, Besonderheiten vor Ort. Es ist aber ein Privileg zu reisen. Und wenn es nicht geht, geht es eben nicht.

  3. Zum Glück müssen wir als Familie unseren Urlaub nicht umplanen, wir fahren immer mit dem Auto in Deutschland in eine Ferienwohnung, weil uns zu viele Leute herum stören. Wir besuchen natürlich auch beliebte und gut besuchte Sehenswürdigkeiten, Konzerte oder Volksfeste. Aber nicht täglich, weil es einfach nicht unser Lebensstil ist. Und Strandurlaub und stundenlanges Wandern ist auch nicht unser.
    Wir gehen gern ins Museum (jeder Art) gucken uns die Städte an, gehen auch mal für 2 Stunden an einen Strand und natürlich gehen wir auch gerne ins Restaurant. Aber es gehören auch immer ein paar faule Tage in unserem Feriendomizil dazu, mit Fernsehen, spielen und lesen, kochen, einfach um sich zu erholen.
    Und ansonsten habe ich für das Gejammer mancher Leute auch kein Verständnis, es dauert eben alles etwas länger, man muss Abstriche machen. Klar leiden viele Firmen und somit auch ihre Angestellten. Aber keiner kann in die Zukunft blicken, man muss lernen die Ungewissheit auszuhalten und die neuen Regeln akzeptieren.
    Morgen geht meine Tochter (7. Klasse Gymnasium) das erste Mal wieder in die Schule und ab nächster Woche jeden zweiten Tag Unterricht mit der halben Klasse. Bin gespannt, wie das läuft.

    • Ferienwohnung ist eine gute Lösung, und dann schauen was geht vor Ort.
      Den Kopf frei bekommen, das ist es, was zählt. Und jetzt halt anders, aber was soll‘s.

  4. Pingback: Links am Morgen | Buddenbohm & Söhne

  5. Nicht zu vergessen, die vielen Menschen die noch im Urlaub sind und unbedingt heim wollen.

    • In Marokko sind noch Menschen mit dem Wohnmobil, 150 habe ich gelesen, denen die Medikamente ausgehen, und die keine Fähre bekommen nach Spanien.

  6. Ich frage mich, ob diese Leute nur für den Jahresurlaub leben?
    Gibt es denn sonst nichts Schönes? Das finde ich sehr traurig. Wie wär’s, seine Energie lieber in eine Verbesserung des Alltagslebens zu stecken statt zu lamentieren.
    Naja, ein Luxusproblem ist wohl auch ein Problem…

    • nein, das sind Rentnerpaare, die ihr Leben lang davon geträumt haben, an der Sonne zu leben. Luxus kann man das nicht nennen in so einem Womo, eher Sehnsucht nach ner Art von Freiheit? Also ehrlich gesagt, ich habe viele Jahre im Ausland gelebt und möchte da nicht hin, aber ich vermisse es sehr. Man lernt ne andere Sprache und alles,…Es ist Offenheit, die es vielleicht nie wieder gibt. Leute, die eine Woche Urlaub irgendwo machen, verstehe ich überhaupt nicht!

      • Ich hatte das eher so gemeint, dass man für diesen Sommer eben Fantasie braucht. Und halt nicht weg fährt. Gegen den Traum der Menschen vom Süden habe ich nicht, ist alles wunderbar, nur eben im Moment nicht.
        Eine Woche Urlaub traut man sich noch, mehr aber nicht. Im Ausland zu leben erfordert viel Mut und Loslassenkönnen.

  7. „Und da willst Du im Krankenhaus liegen?
    Und wer holt Dich zurück? Der ADAC?“

    Die Frageanworten merke ich mir!

    • Ist ziemlich frech von mir, ich weiß. Aber bei so viel Blauäugigkeit platzt mir die Hutschnur.
      Ich kenne ein Pärchen, das ganz stur im Februar nach Bali geflogen ist, obwohl man wusste, dass dort fast alles zu ist. Und sie wurden dann geholt vom auswärtigen Amt.

      • Hoffentlich mussten sie diese Aktion bezahlen. Sonst fände ich das extrem unfair gegenüber Menschen, die sich keinen Urlaub leisten können. Die alleinerziehende Mutter mit drei Kindern wäre überglücklich, bekäme sie einen Gutschein für den Zoo, mit Verzehrgutschein für den Kiosk.

      • Unfair ist das schon. Ich weiß nicht, ob sie bezahlt haben, hoffe es aber. In Finnland haben Frauen mit Kinderwagen alles frei, die Fähre, den Eintritt, alles. Und ne extra Kinderwagenspur bei öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es auch. Da könnten wir uns ein Scheibchen abschneiden.

  8. Für mich war Urlaub immer die Zeit ohne Bezahlarbeit, verreisen nebensächlich. Als Großstadtmensch war es für mich später wichtig, mit der Familie in den Ferien aufs Land zu fahren. Meistens nach Bayern, Bauernhöfe, Wald, Felder…. Immer Ferienhaus, immer dörflich. Hochgebirge war auch dabei und die Nordsee. Es ging uns immer um das Naturerlebnis, nicht um Abenteuer und Bespaßung. Seit einigen Jahren verreisen wir nicht mehr. Aber ich zehre von diesen Zeiten. Meine Söhne verreisen heute so ähnlich wie früher mit uns. Wichtig ist ihnen die mit der Familie gemeinsam verbrachte Zeit.
    Auf einem anderen Blatt stehen auch noch die Reisenden, die die Welt und ihre Menschen kennenlernen wollen, also nicht die Cluburlauber, die oft nicht wüssten, wo sie gerade sind, wenn das nicht auf ihrem Flugticket gestanden hätte. Aber die Welt wird es auch noch im nächsten Jahr geben und sicher noch etliche Jahre mehr. Ich denke gerade, dass man ihr noch etwas Erholung von den Urlaubern gönnen sollte.

    • Erholung und den Kopf frei bekommen, neue Erfahrungen sammeln, es warm und sonnig haben. Alles berechtigete Bedürfnisse. Doch sollte man auch die Realität bedenken. Und wenn man dann im Strandhotel sitzt mit Abstand und ohne Buffet, und sich wundert, dass der Spass sich nicht einstellt, wird die Unzufriedenheit erst richtig groß.

    • Ich finde nicht, dass Sie gnadenlos sind. Manchmal braucht es direkte Konfrontation und selbst dann wollen einige nicht einsichtig sein. Sei’s drum. Wahrscheinlich werden viele trotzdem reisen, wenn es denn möglich sein sollte, um sich dann hinterher über die mangelnde Erholung, die begrenzten Möglichkeiten etc. zu beschweren. Denen kann man dann sagen, dass man sie ja gewarnt hat. Aber: „Erfahrungen sind Maßarbeit – sie passen nur dem, der sie macht.“ Ein vor vielen Jahren entdecktes Zitat, das auch hier passt.
      Die Sehnsucht nach dem Meer, die ist schon da. Der letzte Besuch dort war im Februar, der nächste ist ungewiss. Eine Anreise von mehr als 500km verhindert einen Kurztrip an die Ostsee. Vorerst müssen also Bilder und schöne Erinnerungen reichen. Dann ist das eben so. Es gibt gerade wichtigeres.

      • Das ist ein toller Satz, den merke ich mir. Ich glaube, wer jetzt weit reist, macht das mit vielen Erwartungen, die kaum erfüllt werden können. Aber wir werden sehen. Dann halt Hunsrück und Mosel, dort ist es auch schön.

  9. In der „Kreuzfahrtszene“ scharren schon wieder alle mit den Hufen, wollen endlch wieder los, und sei es nur für 1 Woche. Es wird umgebucht auf Teufel komm raus, obwohl noch gar nicht klar ist, wann man wieder fahren kann und wohin. Eine Kreuzfahrt ist nur dann sinnvoll, wenn man mehrere Länder bereisen kann. Aber wie soll das funktionieren wenn in den diversen Ländern verschiedene Vorschriften herrschen? Unsere ursprüngliche Reise wurde storniert, die Ersatzreise auch, und jetzt lehnen wir uns entspannt zurück und warten ab.
    Übrigens: Ein Menü am Tisch serviert ist viel entspannter als sich am Buffet die Teller vollzuhauen. Ewig ist einer unterwegs: „Ich hol mir noch mal eben…“ – und zack, sitzt der Parter allein am Tisch und guckt wie die anderen gucken.

    • Ich will ehrlich sein: ich hasse Buffets. Jeder wühlt im Essen rum, es steht unter Umständen stundenlang offen da und all den Hustenden zur Verfügung.
      Eine Kreuzfahrt mit all der Enge ist richtig gefährlich zur Zeit. Das sieht man doch an all den Schiffen, die keinen Hafen gefunden haben wegen der Infizierten an Bord.

      • Ich habe schön öfter Leute daraufhingwiesen, doch beim Obst und beim Brot die bereitliegenden Zangen zu benutzen wenn sie mit den Händen darin rumgrabbeln. Ich erntete verständnislose Blicke.

      • Jetzt weiß vielleicht jeder, was Sie meinten. Ein Buffet ist meist unhygienisch. Ich mag es, wenn mir einer meinen Teller mit Essen bringt.

  10. Man könnte meinen 2020 ist die letzte Chance Urlaub zu machen. Ich habe für vieles Verständnis, auch für den Wunsch rauszukommen in den 2 oder 3 Wochen im Jahr wo man frei hat. Aber warum muss man dafür weit verreisen? Mein Urlaub geht maximal nach Österreich (Wien!) weil man da mit dem Zug hinkommt (ich fliege aus Prinzip nicht für Urlaubsreisen) aber selbst das wird dieses Jahr ausfallen. Ins Grüne kann man immer, Deutschland hat genug schöne Ecken. Nächstes Jahr sind die Chancen auf einen Impfstoff schon sehr groß und dann können wir wieder Koffer packen.

    • Ach, das klingt so schön, was Sie da sagen. Ich wollte dieses Jahr Freunde in den USA besuchen, dann halt im nächsten. Den Impfstoff warten wir einfach entspannt ab. Für neue Eindrücke reicht auch die Mosel, die übrigens wunderschön ist.

      • Wir haben gerade eine Woche Mosel gebucht, im Hotel in Zeltingen und freuen uns. Keine ewige Anfahrt, wir können der Enkelin endlich Trier zeigen, und schwimmen gehen wir im Notfall in ein Eifelmaar.
        War ein guter Tipp! Und wenn es uns gefällt, bleiben wir noch irgendwo.

  11. Freut mich sehr. Es gibt eine römische Villa bei Perl und wunderbares Essen auf der anderen Seite in Luxemburg. Schengen ist auch nicht weit. Ein interessantes Museum über Europa gibt es da. Viel Freude im Urlaub😊.

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