Corona sechsundachtzig

Beim Spazierengehen trifft man Leute, die einen fragen, wo man denn die letzten Monate war.
Eingesperrt, sagen wir.
Schon anders als vorher, sagt er.
Na, wenigstens wird man jetzt nicht mehr von jedem X-Beliebigen umarmt, sage ich.
Ja, sagt er. Ich musste mich auch umstellen.
Ach ja, er war auch immer ein Umarmer, aber ein netter.

So, die Frankreicherinnerungen nehmen zu. Ich habe ja neben Napoleon einen weiteren Helden: Jean Jacques Cousteau.
Filmer und Forscher mit roter Strickmütze.
Er ist schuld daran, dass ich mich in die Meeresbiologie verliebt habe. Meine Biolehrerin Ursula hatten ihn als Studentin getroffen, durfte mit auf sein Schiff Calypso und war begeistert.
Universitäten haben ja Forschungsstationen am Mittelmeer und am Atlantik. Und da kann man Exkursionen belegen, also man muss sogar. Zwei große Exkurionen a 3 Wochen waren es bei mir.
Man lernt Schnorcheln, Einsammeln unter Wasser, Dokumentieren und Bestimmen der Tiere und Pflanzen.
Biologen gehen nicht an den Sandstrand, da lebt nichts. Biologen gehen an Felsen und in die Brandung. Wenn man ein bißchen weg von der Küste ist, geht es nur noch rauf und runter, also meist. Und man schwimmt mitten in den Fischschwärmen. Das Anlanden ist etwas schwierig und kostet manchmal die obere Hautschicht. So verbeult und zerkratzt bin ich später nie mehr nach Hause gekommen.
So bin ich früher tagelang nicht mehr aus dem Wasser gekommen. Mittelmeer, sogar Atlantik mit Schnorchel und Flossen, habe ich mir angeschaut. Herr croco stand am Ufer und hat sich gesorgt.
Tja, die Zeiten ändern sich. Jetzt traut er sich und ich mich nicht mehr.

Ein bißchen Jean Jacques aus Galapagos

Und hier Der Tiefseetaucher, ein Veräppelungsfilm ihm zu Ehren.

John Denvers Lied bezieht sich auch auf Jean Jacques Cousteau

9 Gedanken zu “Corona sechsundachtzig

  1. Bin keine Biologin, kurz nach dem Sandstrand, der hier stets gereinigt wird, damit Badelaken nicht verschmutzen, kommt das Steilufer, da lebt Manches.

    • Wow! Ein sehr interessanter Artikel. Seine Filme kenne ich, vor allem den mit den Quastenflosser. Und seine Berichte in Geo. Der ist so gut, sein Boot auch. Nur fehlt ihm das Showgen wie Jean Jacques es hatte. Vielen herzlichen Dank für den Artikel.

  2. Du bist SO COOL!
    Ich habe mir wegen Cousteau nur als Mädchen Taucherbrille und Flossen gewünscht, und zwar bitteschön Profi-Material (ich muss sehr überzeugend gewesen sein, wenn ich meine Eltern von ihrer sonstigen Billig-tuts-auch Einkaufstaktik abgebracht habe) und jede Gelegenheit wahrgenommen (oder geschaffen), mich damit rückwärts ins Meer fallen zu lassen. Hauptsache Pose.

    • Cousteau-Pose? Du? WOW!
      Das finde ich richtig richtig klasse.
      Was hast Du denn unter Wasser gesehen?
      Ich hatte auch mal Profiflossen und Profitaucherbrille.
      Sie sind in einer Taucherbasis geblieben, drunten am Blauen Meer.
      Ich brauche sie nicht mehr. Dieser Traum ist ausgeträumt.

  3. Mein Highlight, als ich mit meinem italienischen Onkel Roberto an der Steilküste der Insel Ponza entlang schnorchelte (ich muss ca. 12 gewesen sein): Direkt vor mir schoss ein Tintenfisch aus seiner Felsenhöhle.

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