Corona hundertundeins

So, bei Tönnies sind es schon über 1300 Infizierte. Und diverse Schulen melden Infektionen. Bin ich froh, wenn es endlich Ferien gibt.
Die Randale in Stuttgart zeigt enthemmte Jugendliche. Die Frustationstoleranz ist geringer geworden, und die Drogen tun ein Übrigens. Minderjährige. Migrationshintergrund. Deshalb wurden die Scheiben der Handyläden, des Sneakersgeschäfts und des 1-Euro-Laden eingetreten. Das sind ihre Träume. Und fit sind sie, Muckibuden sei dank.
Aber diese Aggression gegen die Polizei?
Früher gab es die ja auch. Ich muss immer wieder aufpassen, dass ich nicht Bullen sage. In meiner Jugend waren es keine freundlichen Beamten. Sie habe bei Nacht besetzte Häuser geräumt, Leute zusammengeschlagen, das Wohnheim umzingelt umd mutmaßliche Terroristen zu suchen. Man muss nur mal aus einem Auto geholt worden sein, Hände aufs Dach, Beine gespreizt, die Argumenten waren vier Herren mit Maschinenpistolen im Anschlag. Nein, meine Freunde waren es nie. Doch die Kinder der Studienfreunde gehen zur Polizei, und sehen alles anders als wir. Sie finden es spannend. Ich glaube schon, dass ein anderer Geist da ist. Und die Schlagstockprügler nicht mehr den Hauptanteil ausmachen.
Aber warum hasst man heute die Polizei? Wegen der Drogenkontrollen? Die Gesetze sind eben so, aus vielen Gründen.
Manchmal denke ich, dass es kaum noch Autoritäten gibt im Leben der Jugendlichen, die zu respektieren sind. Und kommt dann einer, sei es Polizist, sei es Lehrer, der ihnen Einhalt gebietet, und schon drehen sie durch.

Musik, je nach Einstellung zum Thema.

4 Gedanken zu “Corona hundertundeins

  1. Vielleicht, und ich weit davon entfernt, Menschen, die anders sind als ich zu verdammen, auch nicht solche, die könnten meine Kinder sein …
    Ich sprach heute sehr offen mit einer Siebzehnjärigen, die auf das Gymnasium geht, das ich einst besucht, auch über Schule, wie sie sie jetzt erlebt und war bestürtzt: Zwei Monate, so sagte sie, damit verbracht, Dramanalyse mit der alten Dame vom alten Dürrenmatt zu verbringen, weil man das in der Oberstufe braucht. Ihr ist das schwer gefallen, sie ist keine, die gerne liest, kommt anders als ich, aus einer Familie, in der es keine Bücher gibt. Im Theater war sie noch nie.
    Ihr ward auch nie vorgelesen, CD zum einschlafen … Ich bin mit Weihnachtsmärchen aufgewachsen, ging nach und nach auch mal mit meinen Eltern ins Theater und tue das auch heute, natürlich jetzt nicht.
    U würde gerne mal wieder life ein Fußballspiel erleben, mir ist das fremd …

    Ich habe keinen Schimmer, was das mit Menschen macht …

    Ich habe sie gefragt, was sie sich in diesen schrägen Sommerferien wünscht, in denen auch Malle, in ihrer Familie Sommerhighlight aus fällt und der Arbeitsplatz ihres Vaters, er arbeitet bei Karstadt, wackelt. Chillen im Freibad. Und? Ich habe keinen neuen Bikini. Vielleicht kriege ich einen mit drei Streifen. Und sonst? Muss ich im Garten bleiben.
    In diesem Fall, verstehe ich nicht, wo es hakt.

    • Es sit wirklich schwer für Kinder aus bildungsfernen Familien. Die Aufgaben kamen ordentlich und recht schnell von Jugendlichen mit guter Selbstorganisation oder welchen, bei denen die Eltern hinterher waren. Manch anderehaben den Anschluss verloren. Ist man nicht in der Welt aufgewachsen, in der eine gewisse Kultur eingeübt ist, hat man es sehr schwer später.

  2. In meiner Kindheit war der Polizist ein Freund und Helfer. „Wenn irgendwas ist, geh zum Schupo (Schutzpolizist)“, sagten Eltern und Großeltern. Fast an jeder Ecke standen die freundlichen Männer, auch der Verkehr wurde an vielen Kreuzungen noch von ihnen geregelt. Bullen waren sie für mich nie! Zwar habe ich hier in Berlin zu Hausbesetzungszeiten, damals wie heute, auch sehr viel Kritik zu üben. Heute eher zu den Tendenzen ins sehr rechte Lager.
    Was die Krawalle betrifft, sehe ich sie in einem allgemeinen Kontext aus Rücksichtslosigkeit und Allmachtdenken. Schau doch nur, wie gedankenlos Müll entsorgt wird, im Kleinen wie im Großen. Und wo gibt es, außer (hoffentlich) im Familienkreis noch wirkliche Vorbilder? Täglich lesen, oder besser hören, die jungen Menschen, wie prominente Verbrecher in Politik, Sport und Wirtschaft ungeschoren davonkommen. Sie erleben, wie Millionen von Euro z.B. in den Fußball gesteckt werden, in ihren Schulen aber kein Sport gemacht werden kann, weil das Geld für die Reparaturen ihrer maroden Sporthallen fehlt. Ich habe in den Nachrichten Interviews mit Lehrern und Schülern gesehen und mir fiel im Hintergrund auf, wie der Putz von den Wänden fiel. Wenn ein reiches Land, wie wir es doch sind, an der Bildung spart und schon die Kinder miterleben, wie um jedes Lehrmittel oder gutes Schulessen gekämpft werden muss, was macht das dann mit ihnen?
    Mein, nicht alle werden sich einem plündernden Mob anschließen oder rücksichtslose Coronapartys feiern. Aber der Weg dahin wird immer leichter.

    • Ich weiß nicht so genau, ob das für alle Gegenden Deutschlands zutrifft. Hier in Rheinland Pfalz sind die Schulen, die ich kenne, saniert und mit viel Technik ausgestattet. Und in Baden Württemberg war es auch immer so. In NRW und Berlin hatte man das System runter gefahren. NRW bezahlt wenigsten die Lehrer ordentlich. In Berlin bekommen sie kaum noch ausgebildetet Kräfte, da gibt es viele Quereinsteiger, die in ihren eigenen Berufen keine Arbeit gefunden haben.
      Stuttgart ist provinziell, der Migrantenanteil war schon immer sehr hoch. Die Einbindung war zu meinen Zeiten recht gut, Ghettos gab es kaum. Das mag sich aber geändert haben. Mag sein, dass der Coronafrust in Kombination mit Disco zu und Drogen zu diesem Ausbruch geführt haben.

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