Wir sind zuhause geblieben. Die Nachbarn auch, soweit ich es beurteilen kann. Vor einem Haus standen plötzlich vier Autos. Also doch Osteressen im Kreise der erweiterten Familie.
Ans blitzeblanke Küchenfester flog ein Vogel und lag wie tot am Boden. Ein anderer Spatz kam angeflogen, hüpften um ihn herum und versuchte verzweifelt ihn aufzurichten. Immer wieder. Da wir befürchteten, er verletzt ihn noch mit dem Schnabel, haben wir versucht ihn zu verscheuchen. Was kaum gelang. Irgend wann setzte sich das Vögelchen auf, blinzelte etwas, bewegte sich und flog davon.
Das habe ich noch nie gesehen, dass ein erwachsener Vogel dem anderen hilft.
Ostern, das war früher Osternacht in der Kirche mit Anzünden des Osterfeuers und der Osterkerze. Die Auferstehung und das Leben. Ich kannte es nicht anders. Katholisch bis auf die Knochen. Der Pfarrer war auch der Religionslehrer. Die Freunde saßen mit den Familien vor uns oder hinter uns in der Kirche. Es gab das Gemeindezentrum, die Jugendgruppen und all das, was wir selbst auf die Beine stellten. Es war eng und frei gleichzeitig.
Durch das Weggehen hat sich fast alles verflüchtigt. Keine Gemeinde mehr, in der ich heimisch wurde. Ab und an eine Messe auf Latein in der nahen Wallfahrtskirche. Ein Gottesdienst, sei es auf Deutsch, oder eben irgendwo im Ausland fühlt sich trotzdem sehr nah an.
Wenn mich einer fragt, welcher Religion ich angehöre, sage ich immer, ich sei diffus katholisch.
Wenn ich aber den Papst alleine auf dem Petersplatz stehen sehe, dauert er mich von Herzen. All sein Beten und Flehen als Stellvertreter Gottes auf Erden, nutzt nicht viel zur Zeit. Wie soll man da Hoffnung geben? Von Auferstehung reden?
Er sieht verzweifelt aus. Und ich denke, das ist das für ein Gott, der sein Geschöpf Virus auf sein Geschöpf Mensch loslässt. Wenn das eine Prüfung sein soll, ist es eine sadistische.
Als Naturwissenschaftler ist man eher allein im Weltall. Keiner kümmert sich, das muss man selbst. Und das kann auch schief gehen. Die Gesetzmäßigkeiten einer Pandemie kennt man, die einer Virusinfektion auch. So wäre es nicht schlecht, wenn man doch einen Gott hätte, der alles richtet.
Das Lied rührt mich immer noch