So ein Tag war heute

Der Weltfrauentag beschäftigt mich. Wie schwer war es, das Wahlrecht zu erhalten, ein Recht auf Scheidung und Abtreibung, eigenes Geld und einen eigenen Beruf zu haben.
Wir stehen auf den Schultern so vieler Frauen. Das ist auch eine Verpflichtung dazu, nicht nachzulassen.
Und wenn ich dann meine Gürkchen in der Schule sehe und höre, scheint sieht es manchmal nach Rückschritt aus.
Sie schauen mich erstaunt an, wenn ich ihnen sage, dass sie einen Beruf haben müssen, mit dem sie später eventuell sich und ihre Kinder über Wasser halten können.
Warum? fragen sie. Und der Mann?
Manche sind ganz schnell wieder weg, sag ich. Warum, glaubt ihr, sind die Ärmsten im Land die alleinerziehenden Frauen?
Ach!
Freundinnen, die zugunsten der Karriere des Mannes auf den besseren Job verzichtet haben und nun wenig Rente bekommen. Junge Kolleginnen, die sagen, Teilzeit reicht mir. Mein Mann verdient genug.
Ach Leute, das Scheidungsrecht ist da geändert worden, es gibt keinen Unterhalt mehr wie früher. Wenn‘s schief geht, müsste ihr voll arbeiten. Kinderunterhalt ist nicht viel.
Was? sagen sie. Meiner ist nicht so.
Ja, vielleicht nicht, aber wenn doch?

Es ist schwer. Die jungen Mädchen brauchen Vorbilder. Starke Frauen, die Führung übernehmen, die Wissenschaft voran bringen. Und was machen meine Püppchen? Ihre Wimpern sind wie kleine Raupen und sie träumen vom Influencertum, schauen Mangas und legen Bauch und Beine frei.
Das ist nicht nur Euer Kapital, der Kopf gehört doch auch dazu.

Mir fallen die Vorbilder meiner Jugend ein. Die Biolehrerin, die kein Kostüm trug sondern Flatterkleidchen und die barfuß in Sandalen ging.
Die Politikerinnen Golda Meir und Sirimavo Bandaranaike, die erste frei gewählte Regierungschefin de ganzen Welt. Dann kam Magret Thatcher und noch ein paar. Island hatte ne Frau, Finnland auch, Neuseeland. Und jetzt Italien. Naja.
Warum gibt es am Weltfrauentag Blumen von den Männern? Es könnte sein, dass sie zur Beschwichtigung dienen.
Ich kann es nicht ernst nehmen, vor allem bei dieser Geschichte dieses Tages.

Nachtrag: singing sisters aus Afghanistan.

9 Gedanken zu “So ein Tag war heute

  1. Ich teile voll und ganz ihre Gedanken Croco und bin froh, dass wir ja eigentlich nicht mehr die Kämpfe unserer Mütter und Großmütter ausfechten müssen. Aber auch ich stelle fest (bin Lehrerin in Bayern), dass viele Mädchen heute wieder in die alten Rollen fallen, es sich gar wünschen, dass der Mann für sie sorgt, sie gern zu Hause bleiben möchten bei Kindern und Haushalt. Mit einer meiner Töchter hatte ich heftige Diskussionen. Der Job ist stressig, sie wünscht sich ein Kind, um raus zu kommen aus dem Job. So als wäre Kinderarbeit die leichtere Variante. Ich selbst bin in den 80 ern jugendlich gewesen und war emanzipatorisch unterwegs. Ich kann nur den Kopf schütteln und trotzdem ist es so. Es geht auch von den Frauen selbst aus. Sie wollen oft nicht die Verantwortung tragen in höheren Positionen.

    • Ja, genau so ist es. Das Kind als Flucht. Ob sie dann zufriedene entspannte Mütter werden?
      Sie wie ich kennen Mütter, die sich ganz dem Schulleben ihrer Kinder widmen. Und all ihre Kraft in die Optimierung des Nachwuchses stecken. Dabei wäre weniger manchmal mehr.
      Es ist eine Sackgasse. Sie sind aber alt genug und klug genug, das selbst zu entscheiden. Nur denke ich manchmal, dass sie auch die Männer überfordern. Ein Mann ist keine Rentenversicherung.

  2. Ich weiß noch, wie eine meiner Lieblings-Auszubildenden großes Aufsehen erregte. (Ich mochte sie unter anderem, weil sie lernte, indem sie kritisch hinterfragte.) Sie wollte nach der Ausbildung zunächst einmal reisen, dann einen neuen Job suchen und frühestens mit dreißig Jahren heiraten, wenn überhaupt. Die anderen fanden das ein bisschen skandalös, ich fand es ziemlich vernünftig.

    • Das finde ich auch. Aber vielleicht müssen die anderen es erst noch lernen.
      Unser Abiturjahrgang trifft sich ab und an. Und ich finde, die Frauen, die es so gemacht haben, ruhen sehr in sich, erzählen von Beruf und Kindern. Ein paar der anderen, die gleich ihre Kinder bekommen haben, sagen, so Mitte vierzig können sie endlich machen, was sie möchten.

  3. Ich las gestern in einem Blog vom Boys Day: Jungs sollen sich für einen Tag einen Praktikumsplatz für einen Mädchen- bzw. Frauenberuf suchen. Was ist das für ein Quatsch?! Da geht es in der Schule doch schon los: Das ist nur was für Mädchen! Kindergärtnerin z.B., wir kennen jemanden, der gelernter Kindergärtner ist – oder wie immer man das nennt. Es sollte keine Geschlechtertrennung nach Berufen mehr geben.

    • Das ist ein Quatsch. Und verstärkt die Stereotype noch weiter. Es gibt Geburtshelfer, also männlich Hebammen. Und die meisten Ärzte sind Ärztinnen, Karriere machen sie trotzdem nicht.
      Richter sind zur Hälfte Richterinnen und so weiter.
      Bei den Bauarbeitern und im Strassenbau, also den körperlich sehr anspruchsvollen Berufen, ist es tatsächlich so, dass es da keine Frauen gibt. Aber schon bei der Planung sind sie wieder da.

    • Das sagte mir gestern noch eine Frau genau so: wir müssen die Männer mitnehmen. Es wäre schön, wenn sie merken, dass eine Frau mit gleichen Rechten ihnen den Druck nimmt.

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